Trends in der Fotografie

Was ist gerade angesagt? Wir haben bei drei Fotografen aus unserem Umfeld nachgefragt.

„Zwischen SZ-Magazin und Instagram“

Enno Kapitza

Die Bildsprache hat sich in den letzten Jahren stark geändert. Zum einen durch die „Instagrammisierung“: Die Welt wird in schönen Farben und Kontrasten fast schon surreal dargestellt und man gewöhnt sich an die Filter und den cleanen Style – nicht nur der normale Beobachter, sondern auch viele Leute aus der Branche. Zum anderen gibt es den Corporate Bereich, in dem ein Spannungsfeld herrscht, das sehr reizvoll ist: Oft muss die Bildsprache hier zwangsläufig dem Inhalt folgen, es gibt aber auch Kunden, die einem eine große Freiheit lassen. Die am wenigsten gebremste Bildsprachenentwicklung sieht man in Publikationen wie dem SZ- oder dem Zeit Magazin. Sie umfasst fast das ganze Spektrum moderner Bildsprachen: mal reduziert, überblitzte aber auch klassische Porträts bis hin zu eindringlicher Reportagefotografie. Der Trend momentan: Alles zwischen SZ-Magazin und Instagram – entweder es irritiert oder es bringt ganz viele Follower.

www.ennokapitza.de

„Schön ist nicht gleich gut“

Frank Schinski

Generell merke ich, dass sich die Rahmenbedingungen und damit auch die Techniken verändern. Man versucht, visueller zu fotografieren, weil es einfacher geworden ist, schnell ein Foto zu machen – trashige Blitztechniken sind momentan angesagt. Ich persönlich lasse mich bestimmt auch von Trends beeinflussen, mache das aber nicht strategisch. Ich nähere mich einer Sache sehr stark inhaltlich – Fotografie ist eigentlich nur das Werkzeug. Im Corporate Bereich ist es schwierig von Trends zu sprechen, da bestimmen die Kunden die Rahmenbedingungen und die sind oft limitiert. Beeinflusst durch Instagram und Co. verstehen viele nicht, dass ein schönes Bild nicht gleich ein gutes Bild ist. Sie haben Angst, Kontrolle abzugeben – dadurch können wir Fotografen unsere Möglichkeiten nicht voll ausschöpfen.

www.frankschinski.de

„Mehr Mut zum Unperfekten“

Henning Ross

Fotografie ist ein weites Feld – es ist schwierig, einen einzigen Trend zu benennen. Einige Fotografen haben ihren sehr eigenen und festgelegten Stil, ich selbst fotografiere eher aus der Situation heraus – ob mal hart draufgeblitzt und somit eher laut oder mit wenig vorhandenem Licht in eine eher emotionale Richtung. Insgesamt finde ich aber, dass die Fotografie purer geworden ist. Es muss nicht mehr alles total ausgeleuchtet und erkennbar sein. Es gibt mehr Mut zum Nicht-Sichtbaren und zur Dunkelheit. Heute sind mehr Magazine dazu bereit, auch mal anderes auszuprobieren: mit den Ausschnitten, dem Licht oder mit Störungen im Bild. Auch die Bildbearbeitung geht eher wieder auf ein Minimum zurück, weg vom Fehlerfreien und Perfekten der 2000er Jahre. Insgesamt gibt es so viele Möglichkeiten wie noch nie – gerade das ist für uns Fotografen die Herausforderung: mit unserer eigenen Arbeit eventuell neue Trends zu setzen und in der Masse aufzufallen.

www.henningross.de

Foto Henning Ross